1. Der Inhalt des Philipperbriefes

1,1-2 Briefkopf (Verfasser, Empfänger, Gruß):  Paulus und Timotheus den Heiligen in Philippi samt Gemeindeleitern und Diakonen Gnade und Friede!

1,3-11 Dank und Fürbitte für die Gemeinde

1,12-18 Die Tatsache, daß Paulus gefangen genommen wurde, hat die Ausbreitung des Evangeliums nicht gehindert, sondern in gewisser Weise gefördert, was ihm ein Grund zur Freude ist.

1,19-26 Die Umstände stellen auch Pauli Heil nicht in Gefahr, da die Philipper für ihn beten und der Geist Jesu ihm beisteht. Hauptsache ist ihm, daß Christus in seinem Leben verherrlicht wird. Den möglichen Tod vor Augen möchte Paulus beides, weiterleben und als Apostel arbeiten oder sterben und bei Christus sein. Letzteres wäre besser, ersteres ist ihm als Wille des Herrn klar.

1,27-2,18 Ermahnender (paränetischer) Teil

1,27-30 Wandelt des Evangeliums Christi würdig in innerer Einheit untereinander und mit Leidensbereitschaft gegenüber äußeren Angriffen.

2,1-11 Gegenseitige Ermunterung, Trost, Liebe, tiefe Gemeinschaft werden gekrönt mit Einmütigkeit, dem Fehlen von Streit und christusähnlicher Demut: Ethische Norm jedes Christen ist Christi Gesinnung, die ihn im Gehorsam gegenüber dem Vater von göttlicher Höhe ins tiefere Menschsein und in tiefsten menschlichen Tod führte, woraufhin er über alles erhöht wurde.

2,12-18 Bewirkt im Vertrauen auf Gottes Wirken euer Heil, lebt ohne Murren und Zweifel als tadellose Vorbilder in der Welt, haltet am Evangelium fest und freut euch mit Paulus, selbst wenn er um des Glaubens willen sterben muß.

2,19-24 Paulus will bald den bewährten Mitarbeiter Timotheus vorausschicken, sobald er weiß, wie es um ihn selbst steht.

2,25-30 Paulus sendet nun den todkrank gewesenen, aber wieder genesenen Epaphroditus und empfiehlt auch ihn der Gemeinde.

3,1-11 Paulus warnt vor Beschneidungsbefürwortern und macht deutlich, daß sie am wesentlichen, nämlich der Erkenntnis Christi, vorbeigehen, die für Paulus mehr ist als aller frühere religiöse Reichtum.

3,12-4,1 Paulus ist noch nicht vollendet, aber jagt auf das Ziel seiner Berufung zu und läd die Philipper ein, dasgleiche zu tun und nicht so zu leben wie die Feinde des Kreuzes Christi, die in der Verdammnis enden, während die echten Christen der ewigen Herrlichkeit entgegengehen.

4,2-3 Zwei Frauen werden zur Einmütigkeit gemahnt, und ein Christ in Philippi soll ihnen dazu helfen.

4,4-9 Freude im Herrn und lindes Wesen angesichts der Wiederkunft Jesu ist angebracht. Das vertrauensvolle Gebet führt in die Festung des Friedens Gottes. Vorbildliches christliches Leben können sie im Überlegen und im Nachahmen des Paulus erlernen.

4,10-20 Dank des Paulus für die materielle Unterstützung durch die Philipper.

4,21-23 Grüsse und Segenswunsch

 

2. Für die Einleitungsfragen bedeutsame Aussagen des Briefes

1,1 Paulus + Timotheus (ohne Aposteltitel vorweg)

1,5 Die Philipper haben sich vom ersten Tage an bis hierher für das Evangelium eingesetzt und in es investiert.

1,12-14 Die Umstände des Paulus (Gefangenschaft, Fesseln, Prätorium) haben zur Förderung des Evangeliums beigetragen.  Ein Prätorium würde sowohl nach Rom als auch Cäsarea und auch Ephesus passen, drei Orte, welche für die Abfassung vorgeschlagen worden sind.  Für Cäsarea ist ein Prätorium in Apg 23,35 bezeugt, vgl. Phil 1,13.

1,15-17 Predigt werden von einigen aus Neid und Hader gehalten, denn sie möchten dem Paulus zusätzliche Schwierigkeiten bereiten, indem sie wahrscheinlich polemisch gegen ihn und seine Auffassungen reden.

1,20-26 Paulus bewegt die Frage, ob er sterben oder weiterleben wird. Er ist sich gewiß, daß er diese Krise überleben wird.  

1,27 Vielleicht impliziert 1,27 einen weiteren geplanten Besuch des Paulus in Philippi, siehe auch deutlicher 2,24.

2,19-23 Timotheus soll nach Philippi gesandt werden,  sobald mehr klar geworden ist, wohin sich der Gerichtsprozeß entwickelt. 

2,24 Paulus will selber nach Philippi kommen.

2,25-30 Epaphroditus wird von Paulus geschickt. Er war todkrank geworden, nachdem er als Bote der Philipper Paulus ihre materielle Unterstützung überbracht hatte.

3,2-3 Die Stichworte "rechte Beschneidung / falsche Beschneidung" weisen auf Auseinandersetzungen mit judaisierenden Irrlehrern hin, vor denen sich die Philipper hüten sollen.

3,5-6 Paulus verweist hier auf persönliche Eckdaten seines Lebens.

4,1 Euodia und Syntyche, Klemens und andere Gehilfen werden erwähnt. 

4,10.15-16.18 Paulus freut sich dankbar über die materielle Unterstützung seitens der Philipper. 

4,22 Die Grüße von des Kaisers Hause würden sowohl nach Rom als auch nach Cäsarea passen. Apg 28

 

Die sogenannten Gefangenschaftsbriefe Epheser, Philipper, Kolosser und Philemon haben eine Beziehung zueinander. Da Philipper, Kolosser und Philemon neben Paulus auch Timotheus als Mitverfasser nennen, der Epheserbrief aber nur Paulus erwähnt, sind wohl Philipper, Kolosser und Philemon zuerst geschrieben worden, dann wurde Timotheus wie in Phil 2,19 erwähnt nach Philippi geschickt, dann wurde der Epheserbrief geschrieben und die drei Briefe Epheser, Kolosser und Philemon von Tychikus und Onesimus ausgeliefert. Da die Sendung des Timotheus laut Phil 2,23 dann geschehen sollte, wenn Paulus mehr über seinen Gerichtsfall erfahren hätte (wenn ich erfahren habe, wie es um mich steht), können wir davon ausgehen, daß Timotheus diese Neuigkeiten in Philippi verkünden würde, wie auch Tychikus dieselben in Ephesus und Kolossä (Eph 6,21; Kol 4,7-9). Zumindest zum Zeitpunkt der Abfassung von Philemon 22 hatte Paulus die Hoffnung, bald frei zu kommen, in dieselbe Richtung weisen Phil 1,25 und 2,24. Der Brief kann in Cäsarea oder Rom abgefaßt sein. Ist er in Rom abgefaßt, so wissen über Apg 28,30-31 hinaus nichts Näheres über Pauli Umstände. Ist Cäsarea der Abfassungsort, so wußte Paulus seit Apg 23,11 vom Herrn, daß er Judäa wieder verlassen und nach Rom reisen würde. Aber er konnte nicht wissen, daß Felix ihn einerseits vor den Juden retten würde, aber andererseits aus Hoffnung auf Bestechungsgelder den Prozeß zwei Jahre hinziehen würde, ohne Paulus freizulassen (Apg 24,22-27). In bezug auf die Chronologie nehme ich an, daß Epheser, Philipper, Kolosser und Philemon alle im Sommer 56 AD geschrieben wurden, und zwar in der ersten Zeit nach der Gefangennahme des Paulus in Jerusalem, als er noch relativ frisch im Prätorium in Cäsarea war, vielleicht erst ein paar Wochen, ohne absehen zu können, wie sein Prozeß sich entwickeln würde. Allerdings setzt Phil 2,25-30 einigen Reiseverkehr hin und her voraus, der auch einige Wochen erfordert haben wird.