1. Der Inhalt des Epheserbriefes

1,1-2 Briefkopf

1,3-3,21 Das Heil in Christus

1,3-14 Lobpreis Gottes für die geistlichen Segnungen in Christus

1,15-23 Paulus dankt und betet für die Empfänger.

2,1-10 Gott rettete in seiner Barmherzigkeit euch in Sünden tote Menschen aufgrund seiner Gnade in Christus und machte euch lebendig zum vollen Heil in Christus.

2,11-22 In Christus sind Juden und Heiden zu einer geistlichen Heilskörperschaft eins geworden.

3,1-13 Paulus ist um Jesu Christi willen und um dieses Geheimnisses willen gefangen, daß nämlich die Heiden in
Christus vollgültig mit zur Heilskörperschaft gehören, zum Leib Christi, zur Gemeinde, die als Schauspiel göttlicher Weisheit selbst himmlische Mächte beeindruckt.

3,14-21 Pauli Fürbitte für die Empfänger

4,1-6,20 Das neue Leben in Christus (Aufruf zu einem Christi würdigen Leben)

4,1-6 Christen sollen Christi würdig leben, wozu Demut und Sanftmut, Liebe und das Bewahren der Einheit im Geist
gehören.

4,7-16 Die Gnadengaben entspringen Christi Heilswerk und dienen zur Auferbauung des einen Leibes mit allen Gliedern in Liebe.

4,17-5,20 Christliche Lebensführung ist ein Leben des neuen Menschen in der Christusnachfolge, das sich vom Leben des alten Menschen vielfältig unterscheidet: im auf Gott hörenden Herzen, im reinen Gewissen, in Wahrhaftigkeit, im Überwinden des Zornes, in ehrlicher Arbeit, im guten Gebrauch der Zunge, in Christus nachahmender aufopfernder Liebe, im Vermeiden von sexueller Unmoral und materialistischer Geldgier, in inneren Geschiedensein von den dunklen Machenschaften dieser Welt, mit weiser Intelligenz, einem Leben in Geistes- und nicht in Schnapsfülle mit Dankbarkeit und Lobgesang.

5,21-6,9 Geistesfülle hebt die Autoritätsstrukturen nicht auf, sondern erweist sich in Unterordnung des Untergebenen und im liebevollen Verhalten des Übergeordneten: im Verhalten zwischen Mann und Frau 5,22-33, Eltern und Kindern 6,1-4, Herren und Sklaven 6,5-9.

6,10-17 Christen sollen die von Gott zur Verfügung gestellte volle Waffenrüstung anlegen, so daß sie im unsichtbaren
Kampf gegenüber den finsteren Mächten dieser Welt beständig den Sieg davontragen können.

6,18-20 Zu diesem Kampf gehört auch die Fürbitte für alle Mitchristen, damals auch für Paulus und die ihm von Gott gewiesene Aufgabe der Evangeliumsverkündigung.

6,21-24 Grüsse und Segenswünsche

 

2. Für die Einleitungsfragen bedeutsame Aussagen des Briefes

 

1,1 Verfasser des Briefes ist der Apostel Paulus.

1,1 Empfänger des Briefes sind die Heiligen <zu Ephesus>. Zur Gründung der Gründung der Gemeinde in Ephesus siehe Apg 19. 

2,1.11.19 Die Empfänger sind mehrheitlich Heidenchristen (Beschneidung 2,11).

3,1 Paulus ist Gefangener für euch Heiden. 

3,8 mir, dem Geringsten unter allen Heiligen

4,1 Gefangener in dem Herrn

4,17ff Empfänger mehrheitlich Heidenchristen (vgl. 2,11)

6,19 Bitte um Fürbitte

6,20 Bote in Kette(n) => Rom? (Apg 28,20)

6,21-22 Tychikus bringt zusätzlich zum Brief noch persönliche Informationen über Pauli Ergehen.

Die sogenannten Gefangenschaftsbriefe Epheser, Philipper, Kolosser und Philemon haben eine Beziehung zueinander. Da Philipper, Kolosser und Philemon neben Paulus auch Timotheus als Mitverfasser nennen, der Epheserbrief aber nur Paulus erwähnt, sind wohl Philipper, Kolosser und Philemon zuerst geschrieben worden, dann wurde Timotheus wie in Phil 2,19 erwähnt nach Philippi geschickt, dann wurde der Epheserbrief geschrieben und die drei Briefe Epheser, Kolosser und Philemon wurden von Tychikus und Onesimus ausgeliefert (Eph 6,21; Kol 4,7-9).

Paulus ist zum Zeitpunkt der Abfassung ein Gefangener. Ist der Ort der Abfassung Rom, Cäsarea oder Ephesus? Zu Ephesus siehe: 1 Kor 15,32; 2 Kor 6,5; 11,23; Röm 16,7. Aus diesen Stellen geht hervor, daß Paulus schon vor der Abfassung des 2. Korintherbriefes mehrfach gefangen war, also nicht nur einmal in Apg 16 in Philippi, und daß es auch in Ephesus "Kämpfe" gab. Weil der Ort Ephesus in 1,1 nicht in allen Handschriften steht, nehmen manche an, daß der Brief von Ephesus aus abgefaßt sein kann in einer hypothetisch angenommenen Gefangenschaft des Paulus in Ephesus. Da aber diese Gefangenschaft nicht wirklich belegt ist, ist für uns eher die Frage, ob der Epheserbrief in Cäsarea oder Rom abgefaßt wurde. Ist er in Rom abgefaßt, so wissen wir über Apg 28,30-31 hinaus nichts Näheres über Pauli Umstände. Ist Cäsarea der Abfassungsort, so wußte Paulus seit Apg 23,11 vom Herrn, daß er Judäa wieder verlassen und nach Rom reisen würde. Aber er konnte nicht wissen, daß Felix ihn einerseits vor den Juden retten würde, aber andererseits aus Hoffnung auf Bestechungsgelder den Prozeß zwei Jahre hinziehen würde, ohne Paulus freizulassen (Apg 24,22-27). In bezug auf die Chronologie nehme ich an, daß Epheser, Philipper, Kolosser und Philemon alle im Sommer 56 AD geschrieben wurden, und zwar in der ersten Zeit nach der Gefangennahme des Paulus in Jerusalem, als er noch relativ frisch im Prätorium in Cäsarea war, vielleicht erst ein paar Wochen, ohne absehen zu können, wie sein Prozeß sich entwickeln würde. Allerdings setzt Phil 2,25-30 einigen Reiseverkehr hin und her voraus, der auch einige Wochen erfordert haben wird. 

Wir wissen aus Apg 21,29, daß die Juden, welche Paulus lynchen wollten, irrtümlicherweise dachten, er hätte den Epheser Trophimus in den Tempel gebracht und diesen so entweiht. Es ist bekannt, daß extra Tafeln im Tempel Heiden davor warnten, die Grenzen zum für sie verbotenen Bereich zu überschreiten. Pauli Gefangenschaft begann mit diesem Vorfall und Mißverständnis. Darum ist in diesem Zusammenhang besonders bemerkenswert, was er den Ephesern (!) über die von Gott in Christus niedergerissene Trennwand zwischen Juden und Heiden in Eph 2,14 schreibt. 

 

 

3. Vorschlag für eine chiastische Struktur des Briefes nach Welch1

 

A Einleitung: Alles und alle werden in Christus zusammengefaßt (1,1-14, zentrale Aussage in 9-10)

B Lehre:

(a) Paulus betet um Weisheit und Offenbarung für die Heiligen, daß sie die Größe des Hoffnungsgutes, des Reichtums und der Kraft des auferweckten und über alles erhöhten Christus erkennen mögen (1,15-23)

(b) Das Lebendigmachen der zuvor geistlich toten Heiden durch Glauben aus Gnade (2,1-10, zentrale Aussage in 5-8).

(c) Die Versöhnung von Juden und Heiden (2,11-22, zentrale Aussage in V. 14-16: er hat die Zwischenwand der Umzäunung abgebrochen, die Feindschaft beseitigt, Frieden gestiftet)

(b’) Pauli Dienst unter den Heiden durch die ihm aus Gnade verliehene Gabe (zentrale Aussage in V. 7)

(a’) Paulus betet um Liebe für die Heiligen, daß sie die alle Erkenntnis übersteigende Liebe Christi begreifen mögen (3: 13-21, zentrale Aussage in 17-19)

C Zwischenstück: Ein Wort (4,1-6)

B’ Ermahnender Teil:

(a) Einheit in Gaben von Christus (4,7-16, zentrale Aussage in 4,13)

(b) Wandelt nicht wie die Heiden (4,17-32, zentrael Aussage in 4,24f)

(b’) Wandelt als Nachahmer Gottes (5,1-21, zentrael Aussage in 5,8-10)

(a’) Einheit als Glieder des Leibes Christi (5,22-6:9, zentrael Aussage in 5,30-32)

A’ Schluß: Laßt Euch von Christus umfassen, indem ihr die ganze Waffenrüstung Gottes anlegt (6:10-24,

Betonung auf 6,16).

 

Eddy Lanz, Februar 2007

1 Nach: Welch, J. W. <Hrsg.>, Chiasmus in Antiquity, Hildesheim, Gerstenberg Verlag, 1981, John W. Welch: Chiasmus in the New Testament, S. 221.