1. Der Inhalt des 1. Thessalonicherbriefes

1,1 Briefkopf (Absender, Empfänger, Gruß): Paulus, Silvanus und Timotheus der Gemeinde zu Thessalonich Gnade und Frieden!

1,2-3 Paulus, Silvanus und Timotheus danken Gott für Glaube, Liebe und Hoffnung bei den Thessalonichern.

1,4-10 Gott hat die Thessalonicher erwählt. Sie sind Vorbild für andere geworden.

2,1-12 Die liebevolle und reine Art und Weise, wie das Apostelteam sich bei der Gründung der Gemeinde verhalten hat, soll sie anspornen, ein Leben zu führen, das Gottes würdig ist. 

2,13-16 Paulus, Silvanus und Timotheus danken Gott für die Aufnahme des Evangeliums bei den Thessalonichern trotz Verfolgung. 

2,17-20 Paulus wünscht sich sehnlichst, die Thessalonicher zu sehen. 

3,1-9 Er hatte deswegen auch Timotheus geschickt, um sie in ihren Schwierigkeiten zu stärken. 

3,10-13 Sie beten Tag und Nacht für die Thessalonicher, um sie wiederzusehen und daß Gott sie stärkt. 

4,1-2 Beginn des paränetischen Teils: Aufruf zum Wachstum in christlicher Lebensweise:

4,3-8 in Reinheit, was die Geschlechtlichkeit betrifft;

4,9-10 in brüderlicher Liebe;

4,11-12 im Arbeiten für den eigenen Lebensunterhalt.

4,13-5,11: Die Bedeutung der Wiederkunft  Jesu Christi für die Gläubigen: Die Hoffnung auf die Auferstehung der Toten ist ein Trost für Christen, die gläubige Angehörge verloren haben (4,13-18). Die Zeit des Tages des Herrn ist nicht bekannt. Eines ist klar, daß er plötzlich kommen wird (5,1-3). Darum sollen Christen immer bereit sein für diesen Tag (5,4-11). 

5,12-22 Einzelne Ermahnungen und Ermunterungen

5,23-28 Segenswunsch, abschließende Bitten, Grüße

 

2. Für die Einleitungsfragen bedeutsame Aussagen des Briefes


1,1 Paulus Apg 15,36-41: Paulus und Barnabas hatten sich wegen Meinungsverschieden über Johannes Markus getrennt. So bestand Pauli Team auf der 2. Missionsreise aus anderen Mitarbeitern: 
Silvanus (= Silas) Apg 15,22: Er war einer der Überbringer der Übereinkunft (15,30), kam nach Antiochia (15,32), war ein Prophet und  wurde von Paulus mit auf die 2. Missionsreise genommen. Er  hat die Gemeinde in Thessalonich mitgegründet (Apg 17,4; vgl. 1 Petr 5,12! ).
Timotheus (Apg 16,1-3) hatte eine jüdische Mutter, aber einen griechischer Vater. Er war ein bewährter junger Christ, wurde von Paulus aus Rücksichtnahme auf die Juden (vgl. 1 Kor 9,20) beschnitten und mit ins missionarische Team aufgenommen.

1,1 der Gemeinde der Thessalonicher:  In Apg 17,1-9 wird die Gründung der Gemeinde beschrieben.

1,6 Wortaufnahme unter viel Trübsalen: Siehe Apg 17,5-9.13: Die thessalonischen Juden verfolgten sowohl in Thessalonich als auch in Beröa die Christen.

1,7 Vorbild allen Gläubigen in Mazedonien und Achaja

8-9 Ausstrahlung nach Mazedonien, Achaja und allen Orten: Das heißt zum Zeitpunkt der Briefabfassung gibt es schon in Achaja Christen.

2,2 Die Gemeinde in Thessalonich wurde gegründet nach der Gemeinde in Philippi, und zwar nach leidvollen Erlebnissen in Philippi (Apg 16,1-40). In Apg 16,10 beginnt der erste Wir-Bericht der Apg und führt bis Philippi. In 20,5-6 beginnt der zweite Wir-Bericht der Apg wiederum in Philippi, sodaß der Verfasser der Apg (Lukas) wohl in Philippi geblieben ist, um die Gemeinde dort genauso zu stärken, wie Timotheus die Thessalonicher nach 3,1-3 ermutigen sollte.

2,9 Das Team des Paulus hat für die eigene materielle Versorgung gearbeitet.  Vgl. Philipper 4,15-16: Ihr wißt aber auch, ihr Philipper, daß im Anfang des Evangeliums, als ich aus Mazedonien weg ging, keine Gemeinde mich am gegenseitigen Geben und Empfangen beteiligt hat als nur ihr allein. Denn sogar [schon, als ich] in Thessalonich [war], habt ihr mir nicht nur einmal, sondern zweimal für meinen Bedarf gesandt.

2,14-16:  Paulus erwähnt verschiedene Verfolger: “Denn, Brüder, ihr seid Nachahmer der Gemeinden Gottes geworden, die in Judäa sind in Christus Jesus, weil auch ihr dasselbe von den eigenen Landsleuten erlitten habt, wie auch sie von den Juden, die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns verfolgt haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen feindlich sind, indem sie - um ihr Sünden[maß] stets voll zu machen - uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit die errettet werden; aber der Zorn ist endgültig über sie gekommen.”

2,17-18 Pauli Wunsch noch einmal nach Thessalonich zu kommen, ging bisher nicht in Erfüllung (der Wunsch ist immer noch da, vgl 3,10).

3,1-5 Paulus blieb in Athen (Silvanus auch?) und sandte Timotheus, um die Gläubigen in Thessalonich zu stärken und vor dem Abfall zu bewahren. Apg: Der Auftrag des Paulus an Timotheus in Apg 17,14-15 war also offensichtlich von diesem ausgeführt worden (von Silas auch, oder war er gleich in Thessalonich geblieben wegen der harten Verfolgungslage? Vgl. Apg 18,5: Dort kamen Timotheus und Silas aus “Mazedonien” zu Paulus. Oder hatte Paulus den Silas evtl. nach Philippi oder Beröa geschickt und nun kamen siegemeinsam zu ihm?)

3,6-7 Timotheus kam mit guten Nachrichten zu Paulus: Der Ort wird Korinth gewesen sein (Apg 18,5). Als Reaktion auf diese guten Nachrichten und um manche Mängel zu beheben (vgl. 3,10) schreibt Paulus diesen Brief. Die Delphinschrift hilft bei der Datierung von Pauli Aufenthalt in Korinth und somit auch bei der Datierung der beiden Thessalonicherbriefe:  

 

“Es gibt eine Inschrift, welche einen Erlaß des Kaisers Claudius gegenüber den Leuten von Delphi wiedergibt, der über Gallio sagt, daß er während der Zeit der sechsundzwanzigsten Akklamation von Claudius als Imperator Prokonsul in Achaja war - eine Zeitspanne, die nach anderen Inschriften die ersten sieben Monate des Jahres 52 n. Chr. abdeckte. Prokonsule begannen ihre Amtszeit gewöhnlich am 1. Juli, was bedeutet, daß Gallio wahrscheinlich das Prokonsulat am 1. Juli 51 antrat. Es ist jedoch möglich, daß der Erlaß genau an das Ende der Siebenmonatsperiode gehört, in welchem Falle Gallio seine Amtsgeschäfte am 1. Juli 52 aufgenommen haben mag. Da der letzte Zeitpunkt nur einen Monat für den Erlaß übrigläßt, ist der erste wohl wahrscheinlicher. Wenn die Juden ihren vereinte Attacke auf Paulus (Apg 18,12) ziemlich früh während des Prokonsulats von Gallio machten, dann fand sie wahrscheinlich im Herbst 51 n. Chr. statt.”1


Ich gehe von daher für den Amtsantritt von Gallio vom 1. Juli 51 aus. Wenn die 18 Monate von Apg 18,11 etwa bis in den Herbst 51 hinein reichten, so fiele die Anfangszeit der Tätigkeit des Paulus in Korinth (18,5ff) grob in das Frühjahr 50. In diese Anfangszeit in Korinth fällt wahrscheinlich die Abfassungszeit des 1 Thessalonicherbriefes: Das ergäbe für die Chronologie das Frühjahr 50.

4,9-10 Die Thessalonicher lieben einander und die Christen in ganz Mazedonien.

5,27 “Ich beschwöre euch bei dem Herrn, daß der Brief allen Brüdern vorgelesen werde.” Wenn man 2,13 und 5,27 zusammennimmt, dann kann man erkennen, welche Autorität Paulus seinen Briefen beimißt (vgl. 2 Thess 3,14+17).

 

1 Carson, D. A.; Moo, D. J.; Morris, L., An Introduction to the New Testament, Grand Rapids, Zondervan, 1992, S.282; Übersetzung: Lanz.

1. Der Inhalt des 2. Thessalonicherbriefes

1,1-2 Briefkopf (Absender, Empfänger, Gruß): Paulus, Silvanus und Timotheus der Gemeinde zu Thessalonich Gnade und Frieden!

1,3-12 Dank (V.3-4) und Fürbitte (V.11-12) für die Gemeinde in Thessalonich (V.5-10 sprechen im Dankeszusammenhang von Gottes Gericht zur Rettung der gläubigen Thessalonicher und zur Verurteilung ihrer Verfolger an jenem Tag, wenn Jesus wiederkommen wird).

2,1-12 Das Kommen Jesu und die Versammlung der Gläubigen zu ihm hin am Tag des Herrn ereignen sich erst, wenn der Abfall gekommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit geoffenbart worden ist, welcher unter der Zulassung Gottes zum Gericht derer kommt, die die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, und der vom Herrn Jesus bei seiner Wiederkunft beseitigt werden wird.

2,13-14 Paulus dankt für die Erwählung und den Glauben der Thessalonicher.

2,15 Auf diesem Hintergrund ruft er sie zum standhaften Festhalten des von ihm in Verkündigung oder Brief überlieferten Lehrgutes auf.

2,16-17 Segenswunsch des Apostels, daß der sie liebende Herr die Thessalonicher stärken und ihnen zu Herzen reden möge. 

3,1-2 Bitte um Fürbitte für sich und sein Team, daß der Herr ihre Missionsarbeit segnet und sie von den Ungläubigen errettet.

3,3-5 Im Vertrauen auf Gottes Treue weiß Paulus, daß sie bewahrt bleiben und seinen Anordnungen Folge leisten werden, und wünscht ihnen in diesem Sinne segnend, daß der Herr ihre Herzen leiten möge.

3,6-16 Die Gläubigen in Thessalonich sollen nicht für ihren Lebensunterhalt arbeitende Gemeindeglieder durch entsprechende Maßnahmen zu einem geregelten Leben bewegen.

3,17-18 Gruß des Paulus, Echtheitszeichen, Segenswunsch.

 

2. Für die Einleitungsfragen bedeutsame Aussagen des Briefes

 1,1 Paulus, Silvanus und Timotheus: die gleichen Absender wie beim 1. Thessalonicher. Die Situation scheint in etwa die gleiche zu sein wie beim 1. Thessalonicherbrief. 

1,3-4 Die Verfolgung der Christen in Thessalonich hält an, aber sie halten in Glaube, Liebe und Geduld stand.

2,2 “Brief, als ob von uns”: Diese Bemerkung verbunden mit dem Echtheitszeichen in 3,17 könnte bedeuten, daß jemand einen Brief gefälscht hat.

2,15 “durch Wort oder Brief”: Die Gläubigen sollen festhalten an der von Pauli Team gebrachten Lehre.

3,6-12 Paulus schreibt gegen den "unordentlichen" Lebenswandel einiger Gemeindeglieder in Thessalonich. 

3,14-17 Wichtigkeit der Paulusbriefe

Der 2. Thessalonicherbrief scheint in zeitlicher Nähe zum 1. Thessalonicherbrief abgefaßt worden zu sein. Von daher kann man ihn in der Chronologie etwa im Herbst 50 AD ansetzen. Die Verfolgungslage ist immer noch die gleiche, die Thematik der Endzeit bewegt die Gemeinde immer noch stark. Anlaß der Abfassung sind außer mutmachenden Worten wegen der Verfolgungen Verwirrungen hinsichtlich des Tages des Herrn und der damit verbunden Versammlung der Gläubigen zu Jesus Christus hin (2,1ff) und unordentliche Zustände bei einigen Gemeindegliedern in Thessalonich (3,6-12), die nicht mehr ihren eigenen Lebensunterhalt verdienten (eventuell aus falsch verstandener Naherwartung heraus?).

 

Der Inhalt des 1. Timotheusbriefes

1,1-2 Briefkopf (Verfasser, Empfänger, Gruß): Paulus dem Timotheus Gnade, Barmherzigkeit und Friede!

1,3-11 Timotheus sollte nach Pauli Abreise in Richtung Mazedonien Leuten in Ephesus wehren, die in bezug auf das Gesetz Gottes verkehrt lehrten, falsche Schwerpunkte setzten und damit echte Liebe und ungeheuchelten Glauben verdrängten.

1,12-17 Paulus dankt Gott für die ihm widerfahrene Gnade, daß Gott ihn, einen Verfolger der Gemeinde, gerettet und mit der Evangeliumsverkündigung beauftragt hat, so daß er für alle Gläubigen ein Beispiel der Geduld Gottes geworden ist.

1,18-20 Die Botschaft, daß Christus gekommen ist, um zur Ehre Gottes Sünder zu retten, befiehlt Paulus erneut seinem geistlichen Sohn Timotheus an, damit er durch die ihm persönlich zuteil gewordenen Prophezeiungen zu gutem Kampf gestärkt, mit Glauben und gutem Gewissen anders als Hymenäus und Alexander den Zielhafen ohne Schiffbruch ansteuert.

2,1-7 Es ist für Christen eine vorrangige Aufgabe, für alle Menschen, auch Regierungsverantwortung tragende, betend und mit dankbarer Haltung einzutreten, damit die Christen in gesellschaftlichem Frieden ihres Glaubens leben können. Gott nimmt solche Gebete gerne an, weil alle Menschen zum Heil kommen sollen, weil Christus sich als Mittler geopfert hat, um alle zu erlösen, und dies in der von Gott gegebenen Zeit z.B. auch durch Paulus den Nationen verkündigt werden soll.

2,8-15 Darum sollen Männer und auch Frauen an allen Orten im Gottesdienst in äußerlich und innerlich angemessener Weise beten. Eine Frau soll sich in der Gemeinde der Schöpfungsordnung gemäß unterordnen und nicht Lehrautorität und dominierendes Verhalten an den Tag legen. Gott wird gläubige Frauen durch Nöte des Gebärens hindurch bewahren.

3,1-7 Die gemeindeleitenden Männer (Episkopoi) müssen bestimme ethische und geistliche Voraussetzungen erfüllen, um ihre vorbildgebende Aufgabe ausüben zu können.

3,8-13 Für Diakone gibt es ebenso entsprechende Maßstäbe.

3,14-16 Paulus will selbst bald zu Timotheus kommen, schreibt aber den Brief, damit das Leben in der Gemeinde gut geregelt verläuft und das große Glaubensgeheimnis der Inkarnation dabei geachtet wird.

4,1-5 Gottes Geist sagt deutlich, daß in der Endzeit viele von diesem wahren Christusglauben ab- und dämonischen Lehren zufallen werden, die eine schöpfungsverachtende Tendenz an den Tag legen, indem sie Eheschließungen verhindern und von Gott geschaffene Speisen verwerfen.

4,6-16 Timotheus soll gut lehren, säkularisierende Mythen abweisen, sich im Gott ehrenden Leben trainieren, seine Gnadengabe nicht vernachlässigen und wird durch all dieses sich und die auf ihn Hörenden retten.

5,1-2 Timotheus soll sich gegenüber alten und jungen Männern und Frauen jeweils korrekt verhalten.

5,3-16 Paulus gibt bestimmte Richtlinien für das Auswählen der Witwen, die von der Gemeinde materiell versorgt werden sollen, an.

5,17-25 Die Ältesten sollen guten Arbeitslohn empfangen. Sie sollen gegenüber falschen Anklagen geschützt werden, aber bei Sünde öffentlich zurechtgewiesen werden. Timotheus soll nicht zu schnell die Hände auflegen und nicht fremder Sünden teilhaftig werden. Weintrinken soll seiner Verdauung helfen. Das Gericht Gottes wird offensichtliche und verborgene, gute und schlechte Taten der Menschen bewerten und vergelten. 

6,1-2 Gläubige Sklaven sollen Gott in ihrem Stand Ehre machen.

6,3-16 Paulus warnt vor Leuten, die aus Gewinnsucht religiöse Lehren bringen, aber sich nicht zu Jesu Worten halten und ensprechend sich selbst und anderen schaden. Timotheus soll nicht das Reich-Werden-Wollen zum Ziel haben, sondern in Glaube und Liebe und Reinheit auf die verheißene Wiederkunft Jesu Christi zuleben.

6,17-19 Die reichen Christen sollen christlich mit ihrem Reichtum umgehen.

6,20-21 Timotheus soll im Abweisen der Gnosis seinen Glaubensschatz bewahren.

 

2. Für die Einleitungsfragen bedeutsame Aussagen des Briefes

1,1 Paulus schreibt an seinen Sohn Timotheus.

1,3 Timotheus blieb in Ephesus, als Paulus nach Mazedonien zog (vgl. Apg 20,1.3). 

1,3-4.6-7 Irrlehren (vgl. Apg 20,20; siehe 1,20: Hymenäus und Alexander)

3,1ff Qualifikationen für Episkopoi (Aufseher; Gemeindeleiter, mehrere am Ort; vgl. 5,22; ebenso Apg 20,17.28).

3,8ff Qualifikationen für Diakonoi

3,14f Zweck des Schreibens ist, Timotheus Richtlinien zu geben, wie das Gemeindeleben praktisch aussehen soll. Paulus hofft, bald zu Timotheus zu kommen. Das "bald" ist wohl im Sinne einiger Monate zu verstehen. Wären es Tage, wäre das Schreiben des Briefes überflüssig gewesen.

4,1-5 Die Irrlehre hat asketisch-gnostische Tendenzen mit Verwerfung der Ehe und gewissen Speiseverboten (vgl. 2,15, das ein Ja zur Ehe und Gottes Bewahrung beim Kindergebären voraussetzt; siehe auch Apg 20,29-31). 

13 Halte an mit Lesen ... bis ich komme.

5,3-16 Witwenregelung (bes. V. 14-15; vgl. 1 Kor 7)

23 Timotheus soll Wein gebrauchen, nicht nur Wasser, weil er oft krank ist. 

6,3-5 Hier wird ein Porträt anders Lehrender gezeichnet. 

6,20-21 Die fälschlich so genannte Erkenntnis (Gnosis im Griechischen) gibt einen Hinweis auf den Hintergrund der Irrlehren, gegen welche sich der Brief u.a. richtet. 

Der in 1,3 erwähnte Abschied des Paulus von Timotheus in Ephesus paßt gut zu Apg 20,1. Demnach kann man die Zeit für die Abfassung des Brief es auf Apg 20,2 festlegen, was nach unserem Chronologievorschlag etwa Spätfrühjahr / Sommer 55 AD wäre. Mögliche Abfassungsorte wären Troas oder Mazedonien.

 

3. Vorschlag für eine chiastische Struktur des 1. Timotheusbriefes nach Welch1

I. Einleitung (20 Verse)

A  Achte darauf, daß keine andere Lehre gebracht wird. (1,1-7)

(a) unnütze Mythen
(b) Übe Liebe aus reinem Herzen, guten Gewissen, ungeheucheltem Glauben
(a) unnützes Geschwätz

B Das Gesetz kann gegen Sünden helfen (1,8-11)

(a) Gebrauche das Gesetz dem Gesetz gemäß
(b) um viele Übel zu überwinden
(a) gemäß diesem herrlichen Evangelium.

B' Christus überwindet letztenendes die Sünden (1,12-17)

(a) Mir ist Erbarmung widerfahren
(b) von Christus, obwohl ich der schlimmste der Sünder bin,
(a) ist mir Erbarmung widerfahren.

A' Halte am Glauben auch angesichts von falschen Lehrern fest. (1,18-20)

(a) Kämpfe angesichts von ihnen den guten Kampf,
(b) halte den Glauben und gutes Gewissen
(a) auch angesichts von Hymenäus und Alexander.

II. Gemeindliche Angelegenheiten (28 Verse)

C    Übt Fürbitte für politische Machthaber (2,1-8)
D    Das Schweigen der Frauen in der Gemeinde (2,9-15)
E-1 Die Berufung eines Gemeindeleiters (3,1-7)
E-2 Die Berufung eines Diakons (3,8-13)

 

III. Persönliche Erklärungen (19 Verse)

(a) Der Christologische Hymnus (3,14-16)
(b) Die prophetische Warnung vor falscher Lehre (4,1-5)
(b) Der Auftrag zum Dienst (4,6-11)
(a) Der Dienstauftrag des Timotheus bestätigt (4,12-16)

II. Gemeindliche Angelegenheiten weiter ausgeführt (27 Verse)

D-1 Die Behandlung alter Witwen in der Gemeinde (5,1-10)
D-2 Die Behandlung junger Witwen in der Gemeinde (5,11-16)
E'    Der Öffentlichkeitscharakter des Dienstes der Ältesten (5,17-25)
C'    Gehorsam gegenüber den Herren (6,1-2a)

 

I. Schluß (19 Verse)

A Lehre diese Dinge, denn abweichende Deinge sind verkehrt. (6,2b-5)

(a) Lehre und ermahne,
(b) die vielen Übel der Wortstreitereien
(a) meide.

B Zufriedene Selbstbescheidung, nicht Geld, ist Gewinn (6,6-10)

(a) Die Verehrung Gottes in bescheidener Zufriedenheit ist Gewinn.
(b) Wir können nichts aus dieser Welt heraus mitnehmen,
(a) laßt uns in Bescheidenheit zufrieden sein,
(a) Die reich sein wollen geraten in Fallstricke.
(b) Geldliebe ist eine Wurzel allen Übels.
(a) Wer um Reichtums willen vom Glauben abirrt, bereitet sich selbst viel Schmerzen.

A' Folge den Dingen, die gerecht sind. (6,11-16)

(a) Kämpfe den guten Kampf des Glaubens mit dem ewigen Leben vor Augen.
(b) Halte das Gebot
(a) um des einzigartigen Königs willen, der Unsterblichkeit hat.

B' Beeinflusse die Reichen dahingehend, daß sie reich in guten Werken werden. (6,17-21)

(a) Vertraut nicht auf ungewisse Reichtümer, sondern Gott.
(b) Seid reich an guten Werken.
(a) Bewahre das kostbare Gut, das dir anvertraut ist.

 

 

Eddy Lanz, Januar 2007

1 Nach Welch, J. W. <Hrsg.>, Chiasmus in Antiquity, Hildesheim, Gerstenberg Verlag, 1981, John W. Welch: Chiasmus in the New Testament, S. 226f. Übersetzung ins Deutsche von Lanz.

 

1. Der Inhalt des 2. Timotheusbriefes

1,1-2 Verfasser, Empfänger, Gruß

1,3-5 Paulus dankt für Timotheus und verlangt sehnsüchtig (betend), ihn wiederzusehen.

1,6-14 Timotheus soll gestärkt durch den Geist Gottes ohne Furcht und mit Leidensbereitschaft seine Gnadengabe der Evangeliumsverkündigung (vgl. 4,5) einsetzen und sich dabei weder des Evangeliums noch auch des gefangenen Paulus schämen und sein anvertrautes Gut bewahren. Denn Gottes Heil hat ewige Dimensionen. Auch schämt der leidende Apostel sich dieses Evangeliums nicht.

1,15-18 Die Asiaten haben sich von Paulus abgewandt, Phygelus und Hermogenes unter ihnen. Dem Onesiphorus und seiner Familie wünscht Paulus Gottes Erbarmen, denn er hat dem gefangenen Paulus geholfen und sich überhaupt vorbildlich verhalten.

2,1-13 Timotheus soll die von Paulus empfangene Lehre mit Leidensbereitschaft und ganzem Einsatz weitergeben, den auferstandenen Messias ständig vor Augen. Paulus leidet um des Evangeliums und der Auserwählten willen und weiß: Christen sollen sich im Leid zu Jesus stellen und ihn bekennen, damit auch er sich zu ihnen bekennt und sie zum Leben und zur Herrschaft erhebt.

2,14-26 Angesichts der säkularisierenden gnositischen Irrlehren, die wie Krebs um sich greifen, soll Timotheus Wortgezänke meiden, friedlich und autoritativ den Irrlehrern wehren, und sein Leben selber rein führen.

3,1-9 Die letzten Tage sind gekennzeichnet von einem äußerst schwierigen und gottlosen Menschenschlag.

3,10-17 Demgegenüber hat Timotheus sich vielfach in der Arbeit mit Paulus bewährt, auch im Leiden, und soll nun eingedenk der ihm seit frühester Kindheit bekannten, inspirierten Heiligen Schriften an Christus festhalten.

4,1-5 Timotheus soll leidensbereit als Evangelist beständig weitermachen, wissend, daß zukünftig viele die Mythen der gesunden Lehre vorziehen werden.

4,6-8 Paulus selber sieht sein Leben und Glauben als vollendet an und freut sich auf den Tag Christi.

4,9-15 Weil Paulus nur Lukas bei sich hat und viele ehemalige Mitarbeiter anderenorts sind, soll Timotheus bald zu ihm stoßen und unterwegs verschiedenes berücksichtigen.

4,16-18 Seine erste Verantwortung vor Gericht brachte Paulus in Lebensgefahr, aber der Herr half ihm, so daß er nicht den Löwen vorgeworfen wurde. Paulus ist sich der zukünftigen Errettung ins himmlische Reich gewiß.

4,19-22 Letzte Informationen, Grüße und Segenswunsch.

 

2. Für die Einleitungsfragen bedeutsame Aussagen des Briefes

1,1-2 Paulus dem Timotheus Gnade, Barmherzigkeit und Friede!

1,3-4 Paulus denkt an die Tränen des Timotheus, die dieser wohl beim Abschied von Paulus vergossen hat. Timotheus hatte ein gläubige Mutter Eunike und eine gläubige Großmutter Lois.

1,8 Der gefangene Paulus fordert Timotheus auf: "Leide mit mir!"

1,12 Paulus leidet um des Evangeliums willen. 

1,15 Alle in der Landschaft Asien haben sich von Paulus gewandt (darunter auch Phygelus und Hermogenes).

1,16-18 Paulus wünscht dem Haus des Onesiphorus Gottes Erbarmen. Denn er suchte Paulus in Rom und fand ihn auch schließlich, aber wo? Wenn in Rom, dann ist der 2. Tim in Rom abgefaßt. Wenn Onesiphorus ihn in Rom zu finden erwartet hatte, dann aber nicht fand, sondern woanders, dann könnte es auch ein anderer Ort gewesen sein. Onesiphorus scheint nach Ephesus in Asien zu gehören (1,18). Sicher hat er von Pauli Plan gewußt, zuerst nach Jerusalem zu reisen, um die Kollekte für die Armen unter den jüdischen Christen abzuliefern, und danach nach Rom. Vielleicht hatte er damit gerechnet, ihn in Rom zu treffen, was nicht der Fall war. Nachdem er erfahren hatte, daß Paulus wie befürchtet (Röm 15,30-31) in Judäa aufgehalten worden war, könnte Onesiphorus seine Rückreise nach Asien so gelegt haben, daß er dem Paulus in Judäa einen tröstenden Besuch abstatten konnte. 

2,9 Paulus leidet bis zu den Banden.

2,16-18 Die Irrlehre von Hymenäus und Philetus frißt um sich wie der Krebs. Ihr Bekenntnis, daß die Auferstehung schon geschehen sei, beinhaltet wohl ein rein geistlich-gnostische Deutung der Auferstehung bei gleichzeitiger Leugnung der Auferstehung des Fleisches (vgl. 1. Kor 15,12). 

22 Timotheus soll den Lüsten der Jugend entfliehen. Das bedeutet, daß er selber altersmäßig zur "Jugend" zu rechnen ist. Ganz jung kann er aber nicht mehr sein, da er schon etwa seit dem Jahre 48 AD mit zu Pauli Team gehört, also auch bei einer Frühdatierung vom 2. Tim in Cäsarea im Jahre 56 AD schon seit acht Jahren mit auf Reisen ist. Wenn er bei Beginn mindestens 20 war, was nach Num 1,3 das Alter der Wehrpflicht darstellte (vgl. 2. Tim. 2,3-4), dann war er zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Briefes um die 30 Jahre alt. 

3,1-9 Die Gläubigen haben in der Endzeit mit äußerst schwierigen Zeiten zu rechnen. 

3,11 Paulus erinnert an seine Leiden durch Verfolgungen in Antiochien, Ikonion, Lystra, der Gegend, aus welcher auch Timotheus stammt (Apg. 16,1). 

4,6.9-10 Paulus hat den Tod vor Augen. Timotheus soll schnell kommen. Der ehemalige Mitarbeiter des Paulus Demas hat diesen verlassen, weil er das Diesseits liebgewonnen hat. Crescens ist nach Galatiengegangen, Titus nach Dalmatien.

4,11 Lukas ist allein bei Paulus, Timotheus soll Markus mitbringen, der nützlich zum Dienst sei. Das heißt die Bereitschaft zu sterben um des Evangeliums willen ist verbunden mit weiterer Evangelisation.

4,12 Paulus hat Tychikus nach Ephesus gesandt  (vgl. Eph. 6,21 und Kol. 4, 7-8). 

4,13 Timotheus soll den zu Troas bei Karpus gelassenenen Mantel bringen, ebenso Bücher und Pergamente. (Timotheus ist nicht in Ephesus, siehe V. 12, aber die Reise zu Paulus führt an Troas vorbei.)  Timotheus soll den Mantel vor dem Winter (4,21) mitbringen, was bedeuten kann, daß Paulus damals den Mantel in Troas bei Karpus ließ, zusammen mit Büchern, weil er darauf hoffte, nach seiner Jerusalemreise mit dem Schiff nach Rom zu fahren, um später in Spanien zu evangelisieren (vgl. Apg. 20,21; Röm 15,24). Die Schiffsreise von Jerusalem nach Rom hätte an Troas vorbeiführen können. Er hatte nicht damit gerechnet, in Judäa im Gefängnis überwintern zu müssen. Nun aber zieht sich alles hin, und er braucht seinen Mantel. 

4,14-15 Alexander, der Schmied, erwies dem Paulus viel Schlechtes, Timotheus soll sich vor ihm hüten.

4,16-17 Pauli erste Verteidigung vor Gericht ist schon hinter ihm. Dabei war er von allen verlassen worden, nur nicht vom Herrn.

4,19 Grüße an Priska und Aquila und das Haus des Onesiphorus

4,20 Erastus blieb in Korinth. Trophimus “lies” Paulus in Milet krank.

4,21 Timotheus soll vor dem Winter kommen (mit dem Mantel, siehe 4,13). Grüße von Eubulus, Pudens Linus, Klaudia und allen Brüdern.

Der 2. Timotheusbrief kann in Rom abgefaßt worden sein (traditionelle Auffassung) oder auch in Cäsarea. Wer die oben gegebene Erklärung von 1,16-18 als nicht annehmbar empfindet, wird eher von Rom ausgehen. Der Ort Cäsarea würde gut zu manchen Aussagen in 2. Tim 4 passen. Die Entscheidung fällt schwer. Vielleicht muß man es offen lassen. Ich finde es auf jeden Fall angemessen, davon auszugehen, daß der 2. Timotheusbrief ebenfalls ein Gefangenschaftsbrief ist, der in derselben Gefangenschaft (von Cäsarea bis Rom) abgefaßt ist wie die übrigen sogenannten Gefangenschaftsbriefe des Paulus (Eph, Phil, Kol, Philemon). Zeitlich wäre er nach unserem Chronologievorschlag entweder im Sommer 56 AD (Cäsarea) oder im Herbst 60 AD (Rom) anzusetzen.

 

3. Vorschlag für eine chiastische Struktur des 2. Timotheusbriefes nach Welch1

A Persönliche Bemerkungen ( 1,1-18)

(a) Die Verheißung des Lebens (1,1)
  (b) Der Wunsch, Timotheus zu sehen (1,2-4)
     (c) Die Treue von Lois und Eunike (1,5)
      (d) Die Einsetzung des Timotheus in den Dienst durch Paulus (1,6-7)
         (e) Des Paulus Gefangenschaft, keine Schande empfinden (1,8)
           (f) Heil und Licht in Christus Jesus (1,9-10)
         (e) Des Paulus Leiden, keine Schande empfinden (1,11-12)
       (d) Die Unterweisung des Timotheus durch Paulus (1,13-14)
    (c) Die Untreue von Phygelus und Hermogenes (1,15)
  (b) Der Besuch des Onesiphorus ( 16-17)
(a) Die Verheißung des Lebens (1,18)

B Zukünftiges Leben in Christus (2,1-21)

(a) Der gute Kämpfer (2,1 -6)
   (b) Vorhersagen zukünftiger Segnungen
        Wenn wir mit ihm sterben,dann werden wir auch mit ihm leben.
        Wenn wir mit ihm Leid erdulden, werden wir auch mit ihm königlich regieren. (2,7-14)
(a) Der gute Arbeiter, der für jedes gute Werk zugerüstet ist (2,15-21)

B’ Zukünftiges Leben auf der Erde (2,22-3,17)

 

(a) Unterweisung des Dieners des Herrn (2,22-26)
    (b) Vorhersagungen über menschliche Bosheit (3,1-9)
(a) Unterweisung des Timotheus zu allen guten Werken (3,10-17)

A’ Persönliche Bemerkungen (4,1-22)

(a) Der Herr wird Gericht üben bei seiner Ankunft (4,1, cf. 1,18)
        (d) Der Dienst des Timotheus (4,2)
      (c) Menschen werden sich abwenden (4,3-4, cf. 1,15)
          (e) Leide willig. (4,5, cf. 1,8)
        (d) Richte deinen evangelistischen Dienst voll aus. (4,5)
          (e) Des Paulus Leiden (4,6-7, cf. 1,11-12)
            (f) Die Krone der Gerechtigkeit bei seiner Erscheinung (4,8, cf 1,9-10)
  (b) Der Wunsch, Timotheus zu sehen (9, cf. 1,2-4)
      (c) Die Treuen und die Untreuen (4,10-17, cf. 1,5.15-17)
(a) Die Verheißung des Lebens (18)
  (b) Der Wunsch, Timotheus zu sehen (21)

 

Eddy Lanz,  Januar 2007

1 Nach Welch, J. W. <Hrsg.>, Chiasmus in Antiquity, Hildesheim, Gerstenberg Verlag, 1981, John W. Welch: Chiasmus in the New Testament, S. 229f. Übersetzung ins Deutsche von Lanz.

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